Ein Mann bedient einen kleinen Roboter.

Roboter können in vielerlei Hinsicht eine Entlastung im Unternehmensalltag bieten. - (Bild: Rethink Robotics)

Ein Roboter ersetzt keinen Ihrer Mitarbeiter. Warum ist er dann für den erlesenen Kollegenkreis Ihrer Belegschaft dennoch ein Zugewinn? Weil Sie in ihrem kleinen oder mittelständischen Betrieb monotone Arbeitsaufträge zukünftig automatisieren wollen.

Für diese Herausforderung bieten Ihnen Robotik-Hersteller und -Berater Lösungen an. Ihr innovatives Unternehmen will von diesen Lösungen profitieren, jedoch erscheint Ihnen die Automatisierung durch Roboter bislang wie ein Buch mit sieben Siegeln? KOLLEGEROBOTER.DE hat mehrere erfahrene Roboter-Experten gefragt, wie der Start in die Robotik schnell und einfach gelingt:

Warum sollten kleine und mittelständische Unternehmen Roboter einsetzen?

Klar, zunächst denken Sie als Unternehmer immer daran, wie Sie dem Wettbewerbsdruck standhalten und Ihre Arbeiten oder Produkte qualitativ verbessern können. Fernab dieser vielleicht oft noch zu abstrakten Zielformulierungen geht es doch für Ihren Betrieb morgen wieder darum, wie unbeliebte Nachtschichten künftig ohne Mitarbeiter laufen, sich ständige wiederholende und wenig komplexe Arbeiten automatisiert oder schwere und unhandliche Arbeitsmaterialien ohne Schweiß sicher von A nach B bewegt werden können. Die Antwort auf diese Fragen liegt in der modernen Robotik. Im Kontext der Automatisierung übernimmt diese Aufgaben künftig Ihr Kollege Roboter. Diese nützlichen Helfer gehören schon lange nicht mehr ausschließlich in die High-End-Automation.

Kleine und mittelständische Unternehmer brauchen schnell anpassbare, einfache Automatisierungslösungen. Roboter müssen sich leicht programmieren und intuitiv bedienen lassen. Hier spielen kollaborative Roboteranwendungen (Cobots) gerade Handwerksbetrieben in die Karten, weil kollaborative Roboter ohne aufwendige Sicherheitskonzepte eingesetzt werden können. “Die Cobots entlasten das Personal, indem sie repetitive, unergonomische, mühsame oder auch risikoreiche Aufgaben übernehmen”, sagt Jörg Reger, Leiter des ABB-Geschäftsbereichs Robotik und Fertigungsautomation in Deutschland. “Mitarbeiter können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und wesentliche Prozesse vorantreiben. Sie sind im Ergebnis zufriedener und motivierter”, so der Robotik-Experte weiter.

 

Steigende Lohnkosten und Fachkräftemangel

Ein Unternehmen, das bereits viele Kunden mit kollaborierenden Robotern ausgestattet hat, ist Universal Robots (UR). Neben der Konkurrenz aus Niedriglohnländern und steigenden Lohnkosten macht den kleinen und mittelständischen Unternehmen auch der Fachkräftemangel zunehmend zu schaffen. Cobots von UR entlasten die Belegschaft dabei physisch. “Das steigert die Attraktivität als Arbeitgeber – und sendet ein starkes Signal an qualifizierte Fachkräfte”, wie Andrea Alboni, General Manager Western Europe bei Universal Robots erklärt.

Auch Igus hat auf die Anforderungen ihrer Kunden passende Antworten gefunden: “Betriebe suchen nach kostengünstigen Automatisierungslösungen, die wir mit der Entwicklung von Gelenkrobotern, Delta Robotern und kartesischen Robotern anbieten”, sagt Andreas Mühlens, geschäftsführender Leiter Automatisierungstechnik und Robotik bei Igus.

Donata Eder, Marketingmanager bei Rethink Robotics nennt weitere Argumente, warum sich für KMU der Einstieg in die Robotik lohnt: “Die Bedienung wird einfacher und man braucht nicht zwingend die externen Software-Profis.” Zudem würden “größere Roboter und Cobots immer kostengünstiger, wodurch sie sich schneller amortisieren”.

So setzen Sie Roboter profitabel in Ihrem (Klein) Unternehmen ein

Im heutigen Video gehe ich darauf ein, wie sich der Einsatz von Industrierobotern auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen rentiert und wie ich als Unternehmer ohne Roboter-Know-how Industrieroboter einsetzen kann! Automatisierung mit Robotern ist für beinahe jeden Betrieb möglich und sogar dringend nötig, um konkurrenzfähig zu bleiben. - Quelle: Werner Hampel - Der Roboter Kanal / YouTube

Für welche Anwendungen eignen sich Einsteigermodelle?

“Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten”, sagt Donata Eder. Es handele sich aber bei diesen Robotern oft um Modelle, bei denen kein Roboterprogrammierer nötig sei. Anwender aus kleinen und mittelständischen Unternehmern sollten zum Einstieg in die Robotik nicht industrielle Anforderungsprofile zum Maßstab nehmen. “Es reichen Roboter für Anwendungen, die nicht eine 1/100 Millimeter Präzision unter Beweis stellen”, wie Eder ausführt. Zudem sei die Taktzeit bei Einsteigermodellen nicht primär wichtig.

Roboter machen im Kontext der Low-Cost-Automation vor allem im Betriebsmittelbau und im Produktionsbereich Sinn. “Überall dort, wo händisch monotone oder auch fehleranfällige Prozesse einfach zu automatisieren sind. Das können End-of-the-line Anwendungen wie das Prüfen und das Einsortieren von Bauteilen, Klebeanwendungen, Schichtstärkenmessungen oder auch der ‘Griff-in-die-Kiste’ sein”, erklärt Andreas Mühlens.

Für Einsteiger sind vor allem Cobots interessant. Sie besitzen eine geringere Komplexität. Außerdem kann ihn der Anwender meist selbst programmieren und installieren. “Cobots zeigen ihre Stärken zum Beispiel bei Montageanwendungen, in denen sie ohne große Schutzmaßnahmen eingesetzt werden können”, so Jörg Reger.

Der Einstieg in die Robotik ist heute einfach und nicht mehr teuer. Auch mit einem kleinen Geldbeutel kann man bereits viel erreichen. Warum es sich lohnt in einen Low-Cost-Roboter zu investieren, erfahren Sie hier.

Was müssen Einsteiger bei der Auswahl der Roboter beachten?

Bei dieser Frage sind sich alle Experten einig. Im Vorfeld bedarf es immer einer intensiven, gemeinsamen Analyse. So gilt folgender Fragenkatalog:

  • Welche Anwendung soll automatisiert werden?
  • Wie viel Budget ist vorhanden?
  • Müssen Prozessgeschwindigkeit und Zykluszeiten berücksichtigt werden?
  • Welcher Platzbedarf und welche Positionierung des Roboters wird eingeplant?
  • Lässt sich die Anwendung im Nachgang erweitern?
  • Wie weit muss der Cobot oder Roboter in die Maschine reichen?
  • Welche Lasten muss der Roboter bewegen?
  • Wie wurden die Mitarbeiter auf den Kollegen Roboter sensibilisiert?

“Für Anwendungen mit einer Reichweite von bis zu 1.300 Millimetern und Teilen mit einem Gewicht von unter 16 Kilogramm sind Cobots ideal”, so Andrea Alboni weiter. Auch bei der User Experience sollte der Roboter oder Cobot keine zu diffizilen Anforderungen verlangen. “Aufgrund der immer komplexeren Automatisierung wird es zunehmend wichtiger, solch intuitive Instrumente bereitzustellen”, betont Jörg Reger. Donata Eder rät Kunden, auch genau auf den Service und Support des jeweiligen Roboterherstellers zu achten. Welche Leistungen sind beim Kauf, der Programmierung, Integration und Inbetriebnahme inklusive?

So automatisieren Sie mit günstigen Robotern

Wir haben uns neue Low-Cost-Automation-Lösungen von Igus angeschaut, darunter ein altbekannter Prototyp, der bald für sage und schreibe 2.500 Euro zu haben sein soll... - Quelle: Next Robotics / YouTube

Welche Unterstützung erhalten Kunden von den Roboterherstellern?

Wer bei Universal Robots Interesse an einem Cobot zeigt, vereinbart ein Beratungsgespräch und eine Cobot-Demo. Die Demo zeigt dem Kunden live, “wie leicht die Bedienung von kollaborierenden UR-Roboter funktioniert”. Außerdem sei es hilfreich, einen lokalen Vertriebspartner zu kontaktieren. “Diese bieten umfangreiche Informationen und erklären, für welche Anwendungen sich die Leichtbauroboter besonders eignen und wie sie die Produktion entscheidend bereichern können”, so Alboni weiter.

Bei ABB Automation erhalten mittelständische Betriebe auf einer Online-Plattform Hilfestellung zur praktischen Umsetzung von Automatisierungslösungen und kollaborativer Robotik. Ergänzt wird das Angebot durch Webinare mit ABB-Experten sowie Beratungstermine zum Automatisierungspotenzial.

Auch im Hause Rethink Robotics dürfen sich Kunden auf eine “Beratung mit Live-Demo vor Ort, Machbarkeitsprüfungen, ein umfangreiches Schulungskonzept, Gesamtlösungen durch Integratoren im eigenen Firmennetzwerke sowie Gefahrenbeurteilung durch Integratoren im eigenen Firmennetzwerk freuen”.

Nach der Idee „Build or Buy“ ist es bei Igus möglich, nur die einzelnen Robotikkomponenten zu kaufen oder aber eine schon fertige Lösung zu bestellen. “Besonders hilfreich ist hier der Online-Marktplatz RBTX, er bringt Anbieter und Nutzer von Low-Cost-Robotik einfach zusammen”, sagt Andreas Mühlens. Igus hat hierbei eine „Customer Testing Area“ aufgebaut. Hier lässt sich die Umsetzung der geplanten Automatisierung testen und optimieren. Per Video kann der Kunde daran mitwirken. “Noch besser wird es, wenn der er das zu bewegende Teil danach für weitere Versuche zu Igus schickt”, so Mühlens weiter.

Diese Roboter eignen sich für die Ausbildung

Wir sprechen viel vom Einzug von Robotern in das Handwerk und kleine Betriebe, aber die vielleicht wichtigste Zielgruppe sind Schulen, damit unser Nachwuchs fit für die moderne Arbeitswelt ist. Schulen fehlt aber oft das Budget, und hier kommen die preisgünstigen Bildungsroboter von Dobot ins Spiel. Heute spreche ich mit Peter Klement von Variobotic, die die Roboter in Deutschland vertreiben, über das Potenzial und die Fähigkeiten dieser Educational Robots. - Quelle: Werner Hamepl - Der Roboterkanal / YouTube

Roboter leasen statt kaufen

Wer kein Budget für den Kauf eines Roboters oder Cobots hat, kann auch Einsteigermodelle leasen. Ein idealer Einstieg in die Robotik ohne große finanzielle Risiken. Es gibt verschiedene Finanzierungsoptionen, die den Robotereinsatz skalierbar und bedarfsgerecht machen. Die Leasingkonditionen gehen aber über den reinen Nutzwert des Roboters hinaus.

Bei „Robots as a Service“ (RAAS) sind auch Systemintegration, Wartung und Instandhaltung inklusive. Sollte es zu einem Defekt beim Roboter kommen, kümmern sich Hersteller oder deren Vertriebspartner um die Reparatur. Auch Software-Updates gehören zum bequemen Kundenservice dieses Modells.

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