Der KR 360 von Kuka ist auf einer linearen Führungsschiene montiert, dadurch kann er rund acht Meter lange Baumstämme bearbeiten.

Der KR 360 ist auf einer linearen Führungsschiene montiert, dadurch kann er rund acht Meter lange Baumstämme bearbeiten. - (Bild: Tischlerei Decker)

Ein Roboter in einer Tischlerei? Anfangs konnte sich Martin Decker nicht vorstellen, dass das funktioniert. „Aber ich muss zugeben, dass sich dadurch einigen Türen geöffnet haben“, sagt der Tischler und Projektleiter aus Itter in Tirol.

Großer Auftrag, zu kleine CNC-Fräse

Vor rund vier Jahren stand der Handwerksbetrieb vor einem Projekt für einen Architekten in England, das die alte CNC-Fräse an ihre Grenzen stoßen ließ. „Es ging um eine große schaukelnde Bank, in die eine Sitzfläche gefräst werden sollte. Doch die Bearbeitungshöhe der Fünf-Achs-CNC-Fräse war zu klein“, erklärt Decker. Also habe man sich nach Alternativen umgeschaut und sei durch Zufall auf einen Roboter gestoßen. „Wir haben in Tirol einen Anbieter gefunden, der einen Kuka Roboter hatte“, erinnert er sich. Es war ein KR 360 – der nur positive Effekte brachte.

Von ungewöhnlichen Freiformen und riesigen Baumhäusern

„Wir konnten Teile für riesige Baumhäuser fräsen, genauso elliptische Stiegenwangen oder ungewöhnliche Freiformen“, erklärt Decker. Bei Stiegenwangen handelt es sich um tragende Seitenteile einer Treppe, die auch mit einem Handlauf erweitert werden können. „Durch eine Eigenkonstruktion lassen sich sogar bis zu drei Tonnen schwere Baumstämme einspannen und wie in einer Drechsel bearbeiten“, sagt der Tischler.

„Zwei weitere Mitarbeiter eingestellt“

Der Roboter steht im Keller des Betriebs, wo er seine eigene Zelle hat. Diese misst etwa 13 auf sechs Meter. Dafür zuständig sind drei Arbeiter, die alle auf der KR-C4 Steuerung programmieren können. Neben einzelnen Robotern bietet Kuka ganze Fertigungszellen für kleine und mittelständige Handwerksbetriebe an: Die Lösung Kuka cell4_production ist hochflexibel, digital vernetzt und sofort einsatzbereit.

Ein Kuka Roboter bearbeitet in einer Tischlerei ein großes Holzstück.
Der Roboter kann zwischen zwölf Aufsätzen wählen, um verschiedene Freiformen zu fräsen oder zu schleifen. - (Bild: Tischlerei Decker)

Bei der Tischlerei Decker hatte die Automatisierung nur positive Effekte: „Statt Mitarbeiter zu entlassen, haben wir sogar noch zwei weitere eingestellt“, sagt Decker. Andere Tischlereien aus der Umgebung würden bei ihnen Sonderteile anfertigen lassen. Zudem sei man attraktiver für Auszubildende geworden, die in einer vierjährigen Tischlerei-Techniker-Ausbildung auch zusätzlich CNC-Kompetenz erlernen.

Neun Achsen, neue Dimensionen

Das größte Projekt, das der Roboter bislang gemeistert hat, war eine acht Meter lange und rund zwei Meter hohe Treppenkonstruktion, in die Stufen und ein Handlauf gefräst worden sind. Insgesamt hat der Roboter neun Achsen. Dank einer linearen Führung und der Möglichkeit, Teile auf einem Drehtisch aufzustellen, können Figuren und Skulpturen vertikal gefräst werden. Zudem besitzt der Roboter in seiner Zelle einen Werkzeugwechsler mit zwölf verschiedenen Aufsätzen. Deckers Fazit zur Anschaffung des Roboters: „Man muss sich schon trauen, diesen Schritt zu gehen – und auch selbst ein wenig erfinderisch werden. Aber es lohnt sich.“

Ein Roboter im Handwerk zahlt sich ganz schnell aus – bereits in Betrieben ab 5 Mitarbeiter:innen. Entdecken Sie die Automatisierungspotenziale im Handwerk!

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