Roboter bringt Kühen im Stall Futter

Das Futter bringt der Roboter vorbei: Während Automatisierung beim Melken schon Standard ist, dringen Roboter langsam auch in andere Bereiche der Tierhaltung vor. (Bild: Adobe Stock / dobrovizcki)

Vierrädriger Roboter für das Viehhüten auf großen Farmen
Auf vier langen Beinen durch das unwegsame Geände: Der SwagBot, der an der Universität von Sidney in Australien für große Farmen entwickelt wurde. (Bild: University Sidney)

Wenn SwagBot die Rinder zusammentreibt, ist es mit der Idylle vorbei. Denn SwagBot ist kein Cowboy, der nach getaner Arbeit in den Sonnenuntergang reitet, sondern ein an der Universität Sidney entwickelter Roboter für den Einsatz im unwegsamen Gelände großer Farmen in Australien. Mit bis zu 20 Stundenkilometern und einem Fahrwerk, mit dem er Schlaglöcher, Wasserläufe und umgestürzte Baumstämme meistert, treibt er die Herden auf den oft tausende Hektar großen Betrieben von einer Weide auf die nächste.

So unterstützt Swagbot Farmer, die sich immer schwerer tun, Cowboys zu finden. Da der Fachkräftemangel auch vor dem Outback, den kanadischen Prairies oder Argentiniens Pampa nicht halt macht, hat auch der US-Robotik-Spezialist Boston Dynamics seinen Robodog Spot mit Künstlicher Intelligenz für den Weidetrieb ausgestattet und in Neuseeland zum Schäferhund ausgebildet, wie das folgende Video zeigt:

Robotik im Stall schon weitgehend ausgereizt

Während auf Roboter für die Landwirtschaft auf Weide und Acker noch viele derartige Aufgaben warten, sind die Einsatzmöglichkeiten der Blechkameraden im Stall weitgehend ausgereizt. Schon vor dreißig Jahren brachte der niederländische Landmaschinenhersteller Lely den ersten Melkroboter auf den Markt. Heute handelt es sich bei bis zu 70 Prozent aller neu installierten Melksysteme um automatische Lösungen, schätzt Claudia Hunecke vom Arbeitsbereich Landwirtschaftliche Marktlehre an der Uni Göttingen.

Das Youtube-Video zeigt, wie das automatisierte Melken mit einem aktuellen Nachfahren des ersten Melkroboters von Lely funktioniert.

Vor allem seit der Jahrtausendwende eroberten automatische Melksysteme den deutschen Markt im Gleichklang mit dem Strukturwandel der Milchviehhaltung. Während die Zahl der Betriebe in dieser Zeit um 60 Prozent auf derzeit nur noch rund 57.000 Höfe zurückging, wuchs die durchschnittliche Zahl der Kühe in deren Ställen um mehr als das Doppelte auf heute 70 Tiere. Die Zahl der Betriebe mit mehr als 100 Kühen stieg sogar um 158 Prozent auf 10.700 Höfe, so die Uni Göttingen. In Mecklenburg-Vorpommern stehen im Schnitt sogar 246 Tiere im Stall eines Milchbauern, ergänzt das statistische Bundesamt.

Ein Roboter melkt bis zu 200 Mal am Tag

Kollege Melk-Roboter fördert die Entstehung solcher Großbetriebe. Denn er kann täglich bis zu 200 automatisierte Melkungen durchführen. Ein Landwirt könnte dies per Hand selbst dann kaum schaffen, wenn er ausreichend qualifizierte Kräfte zum Melken fände. An diesen mangelt es aber auf dem Arbeitsmarkt.

Selbst wenn es keinen Fachkräftemangel gäbe, wäre die Mannschaft eines Betriebs gezwungen, ihren Arbeitstag an den Melkzeiten auszurichten, wenn sie die Aufgabe manuell erledigen müsste. Ein Roboter erlaubt es ihnen dagegen nicht nur, ihre Arbeitskraft anderweitig einzusetzen, sondern am Wochenende auch mal länger zu schlafen.

Landwirte im Süden Deutschlands kommen allerdings kaum in diesen Genuss. Denn da auf bayerischen Betrieben im Schnitt nur 43 Kühe im Stall stehen, lohnt sich für sie die Anschaffung eines Melkroboters bei Investitionskosten von rund 150.000 Euro und den laufend anfallenden Ausgaben für Service- und Wartung kaum.

Roboter im Stall fördern das Wohl der Tiere

Dabei würde ein bayerisches Rindvieh den Luxus eines Melkroboters genauso genießen wie Kühe in Großbetrieben. Denn da acht von zehn Milchkühen nach Angaben des statistischen Bundesamtes heute in Laufställen leben, entfallen die festen Melkzeiten beim Einsatz automatischer Melksysteme auch für sie. Sie können dann selbst entscheiden, wann sie den Melkroboter aufsuchen.

Das reduziert vor allem für rangniedere Tiere den Stress. Wenn zugleich Futter auf dem Futtertisch liegt, können sie dort zudem fressen, während ranghöhere Kühe beim Melken sind. Davon profitiert auch der Landwirt. Denn je weniger Konkurrenzsituationen die Tiere in der Herde erleben, desto mehr Milch geben sie.

Bis zu ein Viertel der Arbeitszeit für die Fütterung

Der Ertrag von Milchkühen hängt auch von der Qualität und Menge ihres Futters sowie der Häufigkeit ab, mit der sie dieses bekommen. Kühe müssen mehrmals täglich frisch gefüttert werden. Tiere, die gerade Milch geben, brauchen jedoch anderes Futter als Trockensteher. Kälber werden anders gefüttert als Färsen.

Um all ihre Tiere optimal zu versorgen, wenden Milchviehhalter, die ihren Betrieb nicht automatisiert haben, bis zu einem Viertel ihrer Arbeitszeit für das Füttern auf. Die Aufgabe ist damit in ihrem betrieblichen Arbeitszeitbudget in der Regel der zweitgrößte Posten nach dem Melken - und damit ebenfalls sehr interessant für die Automatisierung per Roboter.

Futterroboter, wie sie etwa Lely, DeLaval aus Schweden, Trioliet aus den Niederlanden, Gea in Düsseldorf oder Wasserbauer aus Österreich und Pellon aus Finnland anbieten, reduzieren den Zeitaufwand für das Füttern um bis zu zwei Drittel. Automatische Fütterungssysteme entnehmen dazu Heu und Silage, Protein- und Mineral-Beimischungen in den richtigen Mengen aus Vorratsbehältern, Bunkern und Silos und mischen aus den Zutaten nach programmierten Rezepten Futterrationen für die Kühe.

Die meisten Futterroboter vermengen die einzelnen Futterbestandteile in einem Behälter, der auf einem autonom fahrenden Wagen montiert ist. Dieser fährt eigenständig zwischen den Silos und Futterbunkern und dem Stall hin und her, um die Rationen zu den Tieren zu bringen. Während der Fütterung schiebt er das ausgebrachte Futter zudem so an den Rand des Futtertisches, dass die Kühe es gut erreichen können.

Das Video der Firma Hetwin aus Tirol zeigt einen Fütterungsroboter für Rinder bei der Arbeit.

Futterroboter verbessern die Hygiene im Stall

Futterroboter bringen dieses außerdem mehrmals täglich, frisch gemischt zu den Tieren. Das fördert deren Milchproduktion und ihre Gesundheit. Zugleich bekommen die Kühe jedoch nur so viel Futter, wie die Herde bei einer Mahlzeit aufnimmt. Dadurch bleibt kaum Restfutter liegen. So verbessert sich die Hygiene auf dem Futtertisch und die Produktionskosten des Betriebs sinken. Denn in der Milchviehhaltung entfallen bis zu 40 Prozent der Betriebsausgaben auf das Futter.


Hersteller wie Förster Technik in Engen im Schwarzwald und DeLaval haben auch Futterroboter für Kälber im Sortiment. Um sich optimal entwickeln zu können, später möglichst viel Milch zu produzieren und bereits mit knapp zwei Jahren ihr erstes Kalb auszutragen, brauchen Kühe in den ersten Lebensmonaten möglichst häufig am Tag Milch. Diese sollte zudem in etwa die Körpertemperatur eines Muttertiers haben. Der CalfRail-Roboter von Förster sorgt dafür, dass sie diese bekommen. Er füttert bis zu 32 Kälber bis zu acht Mal am Tag. Über ein Schienensystem bringt er ihnen dazu Tränke, die er zuvor frisch zubereitet und temperiert hat. Nach der Fütterung reinigt sich der Nuckelroboter automatisch.

Der Nuckelroboter CalfRail bringt Kälbern bis zu achtmal am Tag wohltemperierte Milch
Der Nuckelroboter CalfRail bringt Kälbern bis zu achtmal am Tag wohltemperierte Milch (Bild: Förster Technik)

Roboter halten den Stall sauber

Um den gesamten Stall sauber halten und so Erkrankungen der Klauen sowie Mastitis verhindern zu können, bieten die großen Hersteller automatisierter Landtechnik eben so wie kleinere Betriebe wie Prinzing in Lonsee auf der schwäbischen Alb oder Bräuer Stalltechnik aus dem niederösterreichischen Wanzenöd Roboter für die Entmistung an. Die Geräte fahren autonom durch den Stall und sammeln je nach Modell entweder über eine an ihrer Front angebrachte Aufnahme Kot und Einstreu auf, die sie nach einer Runde in einen Güllebehälter entleeren. Oder sie schieben die Verschmutzungen in die unter dem Spaltenboden des Stalls verlaufenden Ablaufflächen und spülen mit Wasser nach.

Damit die Wasserkosten nicht entgleisen, können Landwirte programmieren, wie vielen Runden der Entmistungsroboter feucht und wann er trocken reinigt. Geräte wie das Modell RS450 vom schwedischen Landmaschinenbauer DeLaval halten so an einem Tag eine Fläche von bis zu 10.800 Quadratmetern sauber. Nach der Reinigung bringen Einstreuroboter wie sie etwa Wasserbauer anbietet wieder trockenes Stroh, Holzschnitzel oder andere Einstreu ein. Solche Systeme entlasten auch Landwirte, die Schafe oder Ziegen im Stall halten.

Robot-Entmister von DeLaval bei der Arbeit im Kuhstall
Robot-Entmister von DeLaval bei der Arbeit im Kuhstall (Bild: DeLaval)

Spoutnic scheucht im Hühnerstal das Geflügel auf

Es liegt nahe, dass Entmistungsroboter diese Betriebe massiv entlasten. Der Nutzen manch anderer Roboter für die Tierhaltung erschließt sich dagegen nicht so schnell. Der akkubetriebene „Spoutnic“ des französischen Startups Tibot fährt autonom bis zu zwölf Sunden lang durch Hühner- und Putenställe. Dabei blinken die Leuchten auf seiner Oberseite. Außerdem stößt „Spoutnic“ Biep-Töne aus. Bisweilen irritiert er das Geflügel auch mit auf seinem Rücken angebrachten kleinen Flaggen.

Der Roboter soll so Bewegung in den im Stall gehaltenen Schwarm bringen. Dadurch, so der Hersteller, stiegen die Fruchtbarkeit von Legehennen und die Zahl der von ihnen abgesetzten Eier um bis zu 30 Prozent. Mit der Romantik auf dem Hühnerhof ist es dann allerdings nicht mehr weit her, wie das folgende Video beweist:

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