Koch-Cobot RoKi bereitet selbsttätig Pasta-Gerichte zu.

Guten Appetit: Der Koch-Cobot RoKi bereitet selbsttätig Pasta-Gerichte zu. (Bild: DaVinci Kitchen)

„Fahrkartenautomaten, Getränkeautomaten oder Roboter in der Automobilindustrie nutzen wir selbstverständlich, um uns das Leben zu erleichtern. Warum gehen wir diesen Schritt also nicht auch in der Gastronomie und erreichen so für unsere Kunden endlich eine geschmacklich gleichbleibend hohe Essensqualität“, fragt Vick Manuel, Gründer und Geschäftsführer von DaVinci Kitchen, und präsentiert mit RoKi die Antwort. Die Roboter-Lösung mit Cobot für die Systemgastronomie läuft als „automatisiertes Front-Cooking-Erlebnis“ am Standort in Leipzig.

RoKi ist ein Koch-Roboter, der Pasta-Gerichte autonom in wenigen Minuten zum Mitnehmen zubereitet. Die Geschäftsidee des Leipziger Start-up hinter dem vollautomatischen Gastronomiesystem: umfangreiche Biofood-Qualität, Speisen auf höchstem Niveau, in modernes, schnörkelloses Ambiente gekleidet, alle Gerichte in minutenschnelle fertig, zu jeder Tages- und Nachtzeit, zum Mitnehmen.

„Unser Gourmet-Würfel läuft zuverlässig an unserem Standort in Leipzig. Wir servieren dem Publikum seit November 2019 leckere frische Pasta-Gerichte und Suppe“, sagt Geschäftsführerin Samina Husain. In einem Pop-Up-Bistro in Leipzigs Innenstadt arbeitet das System mehrere Stunden täglich. „Natürlich ist unser Roboter-Koch nicht nur ein Kochtalent, sondern auch ein Hingucker” meint Firmengründer und Chefentwickler Ibrahim Elfaramawy augenzwinkernd.

Wie RoKi beim Kochen vorgeht, zeigt dieses Youtube-Video

Zumindest am Anfang dürfte ein Teil der Attraktion auch darin bestanden haben, der Maschine beim Arbeiten zuzusehen. Im Zentrum des Küchenblocks steht ein Cobot des dänischen Herstellers Universal Robots: Der Roboterarm greift sich ein Sieb, steuert unter den Ausgabeschacht der integrierten Nudelmaschine und senkt die aufgenommene Pasta in kochendes Wasser. Der Cobot gießt Olivenöl aus einer Flasche in einen der drei Töpfe, der gleich darauf zu rotieren beginnt.

Während das Öl heiß wird, nimmt der Roboterarm die Nudeln wieder aus dem Wasser und lässt sie abtropfen. Gemüse wird aus einem Spender an der Rückseite geholt und kurz angebraten. Die Pasta kommt dazu, die gewünschte Sauce und eine Garnierung – dann wird das Gericht in der Ausgabeklappe serviert. Zuletzt räumt RoKi wieder auf.

Vick Manuel (links) ist Geschäftsführer, Ibrahim Elfaramawy Chefentwickler von DaVinci Kitchen
Die Gründer von DaVinci Kitchen: Vick Manuel (links) ist Geschäftsführer, Ibrahim Elfaramawy Chefentwickler des Leipziger Start-up-Unternehmens. (Bild: DaVinci Kitchen)

Drei Jahre hat das überwiegend junge Team, bestehend aus Entwicklern, Maschinenbauern und einem Koch daran gearbeitet, den Traum einer selbstständig agierenden Küche wahr werden zu lassen. “Dabei mussten wir einige technische Hürden nehmen, die auf den ersten Blick unlösbar erschienen. Zum Beispiel konnten angebrannte Zutaten im Wok von der automatisierten Reinigungssektion anfangs nicht entfernt werden.” berichtet Manuel. “Es brauchte mehrere Entwicklungszyklen, um am Ende die optimale Lösung der ´Drehtöpfe´ zu entwickeln, die nun fest im System integriert sind.”

Schnelles Essen in hoher Qualität

Die eigens entwickelten Rezepte sollen von dem Robotersystem in exakter Weise nachgekocht werden. “Wir wollen unseren Gästen einen leckeren Mix aus bekannten Pasta-Gerichten und interessanten neuen Kreationen bieten,” erklärt Paul Posse, gastronomischer Entwicklungsleiter im Team. Neben Pasta ist Roki inzwischen auch auf die Zubereitung von Suppen und Currys spezialisiert.

DaVinci Kitchen will sich von Mitbewerbern im Fast Food-Sektor abheben: „Wir wollen zwar schnelles Essen, aber keine Fast Food-Qualität.” Zudem könne man mit dieser Lösung auch den problematischen Personalmangel in der Systemgastronomie umgehen.

Ziel des anfänglichen Testings&Tastings war, unter Dauerbelastung potenzielle Schwachstellen im System zu finden. Manchmal kam es zu kleineren Aussetzern, zuweilen stoppte der Roboter-Arm plötzlich oder der Zutatenbehälter gab mehr Käse aus als vorgesehen. Zudem ging es den Entwicklern darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Produkt am Markt angenommen wird und welche Veränderungswünsche Kunden haben.

“Neben überwältigend positivem Kundenfeedback konnten wir so auch die letzten Schwachstellen unseres Kiosks identifizieren. Diese haben wir seither beseitigt und stehen nun vor dem fertigen Prototyp”, betont Manuel.

Unter drei Minuten Zubereitungszeit für ein Gericht

Seine Kollegin Husain beschreibt den Einsatz des Systems: „Wir zielen auf den Markt der Fast-Casual-Gastronomie ab. Die Gourmet-Würfel eignen sich für Standorte in der Stadt, zum Beispiel an zentralen Knotenpunkten, Bahnhöfen und Flughäfen“. RoKi serviert frische, gesunde Mahlzeiten, kann drei Mahlzeiten gleichzeitig zubereiten - was die Effizienz des Restaurants erhöht - und ist zudem flexibel in Bezug auf die Art der zubereiteten Mahlzeiten, heißt es mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit. Die Zubereitungszeit pro Gericht soll aktuell „unter drei Minuten“ liegen.

Crowd-Kampagne für die Finanzierung von DaVinci Kitchen

Die Frage, ob DaVinci Kitchen ihre Roboter-Küchen im Würfel-Format künftig selbst betreiben oder vermieten, lässt man noch offen: „Wir sind derzeit in Gesprächen mit verschiedenen Geschäftspartnern, um ihnen die Lösung anzubieten, die sie benötigen.“

Um den Markteintritt zu finanzieren, hat das Start-up gemeinsam mit der Plattform Seedmatch eine Crowdinvesting-Kampagne gestartet, die laut Husain „erfolgreich war“. „Jetzt arbeiten wir an einem Businessplan, um unser Unternehmen voranzubringen“, gibt die Chefin die weitere Marschrichtung vor.

Roboter in der Systemgastronomie 

In Deutschland ist DaVinci Kitchen nicht das einzige Start-up, das sich auf Roboter-Küchen spezialisiert hat. Die Aitme GmbH mit Sitz in Berlin testet in einem Ladenlokal in Berlin-Mitte ihren vollautomatischen Kantinen-Roboter. Im Unterschied zu Roki arbeitet Aitmes etwas größerer Kochroboter mit zwei Cobots. Die Roboterarme bewegen die Töpfe zu den richtigen Kochgut-Magazinen: der linke Arm ist für die Kochzutaten zuständig, der rechte für die Saucen, Toppings und das Servieren.

Als Zielgruppe hat Aitme Unternehmen und Behörden im Fokus. Dort soll die Kundschaft aus täglich zehn Gerichten wie Risotto, Pasta, Pizza, Bowl, Currywurst und diversen Salaten wählen können. Zugriff auf das Menü der Roboter-Kantine bietet ein Touchscreen oder die entsprechende Bestell-App.

Das Berliner Start-up bietet seine vollautomatische Roboter-Kantine zur Miete und als Leasing sowie Rundum-Service an. Die Anlage benötigt eine Aufstellfläche von acht Quadratmetern sowie Anschlüsse für Wasser und Strom. Eine Kühlung soll gewährleisten, dass Lebensmittel bis zu drei Tage frisch bleiben. Eine Befüllung ist für 300 Mahlzeiten konzipiert. Laut Aitme stellt der Küchenroboter alle Gerichte in etwa fünf Minuten vollautomatisiert zusammen und schafft bei hoher Nachfrage mindestens 60 Essen pro Stunde.

Das Video zeigt die Roboter-Kantine von Aitme in Aktion

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