Roboter für Kanalarbeiten

Um unterirdisch Rohre aller Art zu sanieren - vor allem Betonrohre sind anfällig für Verschleiß und Korrosion - bieten sich längst Roboter an. Denn im Kanalbau ist es für Menschen selten möglich, stehend arbeiten zu können. Mal ganz abgesehen von der eher unschönen Arbeitsumgebung. (Bild: KA-TE)

Tief im Untergrund tobt ein Hightech-Krieg. In einem scheinbar endlosen Tunnelsystem kämpfen Roboter gegen unerbittlich eindringende Wurzeln. Schwefeldampf schwängert die Luft, reagiert zu Säure und ätzt Lecks in die Tunnelwände. Auch das reparieren die Maschinen.

Was anmutet wie ein Science-Fiction-Drama ist Alltag in Deutschlands fast 600.000 Kilometer langer Kanalisation. Diese ist seit 1995 jedes Jahr um 9200 Kilometer gewachsen. Dennoch sind die Abwasserleitungen der deutschen Städten und Gemeinden im Schnitt 45 Jahre alt. In Großstädten mit mehr als 250.000 Einwohnern sind 15 Prozent der Kanäle sogar 100 Jahre oder älter, berichtet die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA).

Diese alten Kanäle wurden jedoch meist gemauert und befinden sich daher oft in einem erstaunlichen guten Zustand.

Einer dieser Roboter könnte schon bald Ihr neuer Kollege sein!

Bauarbeiter bedient Roboter
Überkopf bohren - leichter mit Robotern! Ein neues Roboter-System von Hilti macht's möglich. (Bild: Hilti)

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Schwefelfraß an Betonrohren verursacht Kanalrobotern viel Arbeit

Dagegen handelt es sich bei 39 Prozent der neueren Kanäle um Betonrohre. Diese sind anfällig für Verschleiß und Korrosion. Denn in der Kanalisation bauen Bakterien kontinuierlich im Abwasser enthaltenes Eiweiß ab. Findet dies unter Wasser statt, entsteht bei  dem Prozess Schwefelwasserstoff. An der Luft bildet sich Schwefelsäure. Diese greift den Beton an.

Insgesamt müssen Abwasserentsorger daher jedes Jahr ein Zehntel des deutschen Kanalnetzes, also rund 6000 Kilometer, sanieren. Das kostet sie gut vier Milliarden Euro, meldet der Verband kommunaler Unternehmen, VKU. Ein Viertel der Schäden sind Risse in den Rohren der Kanalisation, ein weiteres Drittel entsteht, weil Wurzeln in den Kanal einwachsen. Auch defekte Muffen und Dichtungen bereiten Probleme. Oft werden auch die Zuleitungen der anliegenden Häuser zu weit in den Hauptkanal eingeführt. Das blockiert den freien Abfluss des Wassers.

Roboter reparieren jeden zweiten Schaden an der Kanalisation

Jeden zweiten Schaden reparieren inzwischen Roboter, ergab die aktuelle Umfrage der DWA unter 423 Betreibern von Kanalnetzen zum „Zustand der Kanalisation in Deutschland“. Das kommt nicht von ungefähr. Denn Menschen können selbst in den meisten Hauptkanälen weder stehen noch arbeiten. Diese haben im besten Fall einen Durchmesser von gerade mal einem Meter. Hausanschlussleitungen bestehen oft aus Rohren mit einer Weite von nur 20 Zentimetern. Um Schäden an den Kanälen beheben zu können, ohne sie mit hohem Zeit- und Kostenaufwand ausgraben zu müssen, sind Roboter für Tiefbaubetriebe daher schon lange ein unverzichtbares Arbeitsmittel.

Kanalroboter – Ferngesteuert durch den Untergrund

Ein Trägergerät bewegt sich dabei auf einem Fahrwerk und großen Gummireifen oder -ketten durch die Dunkelheit der Rohre. An deren vom Abwasser meist schmierige Wände presst eine Pneumatik die Reifen so fest an, dass sie nicht durch drehen. Es gibt auch Kanalroboter, die sich pneumatisch unterstützt durch senkrechte Schächte bewegen können.

Ihre Energie beziehen die Geräte aus einem Akku oder über ein Versorgungskabel aus einem Anschluss an das Festnetz außerhalb des Kanals. Über die Versorgungsschleppe ist der Roboter auch mit einer Steuereinheit verbunden. Sie besteht aus einem Joystick sowie einem Bildschirm. Auf diesem sieht der Bediener die Bilder, die eine auf dem Arbeitskopf des Roboters montierte Kamera aufnimmt und überträgt. Wird diese bei der Arbeit verschmutzt, spült der Roboter das Objektiv automatisch wieder frei. Einige Modelle verfügen auch über winzige Scheibenwischer.

Spaß mit Robotern: Das sind die skurrilsten Anwendungen der Blech-Kollegen

Die Rooftop-Bar des 5-Sterne-Hotels TownHouse Duomo in Mailand beschäftigt einen Roboter als Barkeeper

Roboter sind nicht nur zur Montage von Autos oder für Pick-and-Place-Aufgaben geeignet. Musiker, Gefährte, Doppelgänger - entdecken Sie auf unserem Schwester-Portal 'Kollege Roboter', was Roboter noch so alles drauf haben.

Hightech aus der Prozessindustrie könnte Kanalroboter künftig smart machen

Bei der Inspektion von Anlagen der chemischen, petrochemischen sowie der Gasindustrie sowie in Kraftwerken sind nach dem selben Prinzip wie Kanalroboter aufgebaute Geräte zudem bereits mit Sensoren und Lasertechnik ausgestattet, die undichte oder auffällige Stellen an den Innenwänden von Rohren sogar dann erkennen, wenn diese nur wenige Millimeter groß sind. Diese Technik könnte eines Tages auch Kanalroboter richtig smart machen. Noch eignet sie sich allerdings nicht für den Einsatz in schmutzigen Kanälen.

Kanalroboter - Multifunktionstools für die Arbeit unter anspruchsvollen Bedingungen

Dennoch werden Blechkameraden dort heute dazu eingesetzt, um die Abwasserleitungen regelmäßig zu inspizieren oder die Ursache eines akuten Schadens zu finden. Mit einem Fräsaufsatz auf ihrem Arbeitskopf können Kanalroboter auch Verkrustungen und Überstände eines in den Hauptkanal hineinragenden Anschlusses abtragen oder eingewachsene Wurzeln entfernen. Das ist nötig, um Verstopfungen zu beheben oder eine Schadstelle zu reinigen, bevor sie abgedichtet wird.

Mit der entsprechenden Ausrüstung füllen die Roboter Leckagen mit Zweikomponenten-Epoxidharz aus und schleifen die Spachtelung anschließend glatt. Auch Inliner bringen sie ein. Diese in einem Rohr verlegten Auskleidungen verhindern, dass Wasser aus dem Kanal ins Grundwasser oder von dort in den Kanal gelangt.

Hersteller von Robotern für den Kanalbau haben oft jahrzehntelange Erfahrung

Hergestellt werden die meisten Kanalroboter von mittelständischen Betrieben. Selbst die großen der Branche beschäftigen nur wenige hundert Mitarbeiter. Als echte Spezialisten haben sie aber meist jahrzehntelange Erfahrung in der Kanal- und Rohrsanierung. So montierte die traditionsreiche IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG aus Kiel schon 1957 erstmals Fernsehkameras in wasserdichte Gehäuse, um im Inneren der Kanalisation Bilder aufnehmen zu können. Heute ist der Betrieb mit gut 400 Mitarbeitern einer der führenden deutschen Anbieter von High-Tech-Kampfmitteln für den Einsatz im Untergrund.

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